Heavy fragt...



Auf der ersten Frameshift hast du mit James LaBrie zusammengearbeitet, nun mit Sebastian Bach. Das sind ja nicht gerade die unbekanntesten Namen. Sebastian hast Du ja über James kennengelernt, aber woher kennst Du denn James LaBrie?

Shawn Gordon hatte James mal interviewed und James erwaehtnte das er an interessanten Projekten interessiert waere und Shawn fragte mich dan ob ich etwas schreiben koennte das James ueberzeugen koennte. Die Platte wurde fuer LaBrie geschrieben. Ich wusste das LaBrie interesse hatte mit mir zu arbeiten und ich wollte eine Art Musik schreiben, die Ihn beeindruckte. Ich schrieb zwei Lieder und schickte Ihm eine CD. Er fands klasse und sagte ich sollte die Platte fertig schreiben...so war das...

Da war also keine Platte und wir haben einen Saenger gesucht, sondern wir hatten einen Saenger und die Frage war welche Musik Ihn am besten klingen laesst.

Warum der Wechsel des Sängers nach dem ersten Album? Warst Du mit James nicht zufrieden?

Wir wollen wieder mal eine Platte zusammen machen, aber James hatte eine Solo Platte am Start und die neue Dream Theater Scheibe und er war auch nicht der richtige Saenger fuer dieses Material, das hat er selbst gesagt.
Auf der Platte geht es um Gewalt und die Musik sollte das wiederspiegeln. Wir brauchten jemanden der sehr brutal singen kann...nicht schreien oder bellen, sondern singen. Bach, genau wie Devin Townsend, kann eine schoene Note in einen Schrei verwandeln und dann wieder zurueck...das war die Stimme, die wir brauchten. James fragte mich wen ich am liebsten haette und ich sagte sofort Bach und James meinte dann er wuerde Ihn mal anrufen. Ich hatte keinen Plan das die beiden Kumpels sind.

Kleine Fangfrage: Mit wem hast du lieber gearbeitet und wer ist deines Erachtens der bessere Sänger (falls man das sagen kann)?

Ganz klare Antwort: James LaBrie.
James ist ein super netter Typ und sehr einfach mit zu arbeiten. Er respektiert meine Arbeit und meine Meinung und wir haben sehr viel Musik aufgenommen in relativ kurzer Zeit. Er ist sehr praezise und sehr konzentriert.
Sebastian singt aus dem Bauch...er kann nur singen was er in dem Moment fuehlt und er muss in der richtigen Stimmung sein. Er trifft nicht immer die richtigen Noten und ist einfach nicht so genau wie James. Er kann etwas mehr Emotionen in die Noten bringen und er klingt natuerlich wesentlich aggressiver und da kann man die schiefen Noten hier und da verzeien. Er ist allerdings sehr schwierig im Studio und die Jahre in denen er als Rockstar gefeiert wurde haben ihre Spuren hinterlassen so das er sich verhaelt als waere er besser als andere Menschen...es ist sehr schwierig mit solch einer Person zu arbeiten, aber wir haben es durch die Sessions geschafft und das ist was zaehlt.

Hast du die Wahl des Sängers nach der Musik ausgerichtet oder versucht, Sebastian die Songs quasi auf den Leib zu schreiben?

Die Songs sind fuer Sebastian's Stimme geschrieben, ohne Frage. Ich versuche die Staerken und Schwaechen eines Saengers zu finden und die dann auszunutzen. Ich hoere mir alles an was der Saenger jemals gesungen hat und analysiere es. Wenn jemand anders hinter dem Micro gewesen waere haette ich die Musik komplett anders geschrieben.

Das Album ist ein Konzeptalbum über das Thema Gewalt, für das wohl Shawn Gordon der Auslöser war. Trotzdem: ich vermute mal, daß Deine persönlichen Erfahrungen mit Gewalt wohl recht begrenzt sein dürften. Warum also macht man so was?

Shawn hat gesagt schreib ein Album mit diesem Thema und das habe ich dan gemacht. Es bietet sich fuer den Stil an und da waren einige gute Ideen, die wir dann ausgebaut haben. Du hast recht, ich habe mit Gewalt nicht so viel Erfahrung, aber im Grunde geht es auf dem Album um den Durchschnittsmenschen, denn wir haben alle das Potential auszurasten und schlimme Taten zu vollbringen. Es geht darum wie wir mit unseren Aggressiven Instinkten umgehen und wir geben eine kleine Idee am Ende wie man das Problem von menschlicher Gewalt teilweise loesen kann.

Auf „An Absence of Empathy“ machst du relativ viel mit elektronischen Samples etc. Ist das nur eine Spielerei oder findest du elektronische Musik generell gut/interessant?

Mit Techno und Rave kann ich nicht so viel Anfangen weil diese Musik nicht atmet und sehr steril ist, aber Samples und eletronische Instrumente an sich koennen sehr kreativ in vielen verschiedenen Musikrichtungen eingesetzt werden. In besonderen finde ich moderne Filmmusik sehr progressiv und ich versuche mich an soundscapes aus Filmen zu orientieren und dort Ideen zu sammeln.

Du bist 1997 in die USA gegangen und dann dort geblieben. Das klingt wie die klassiche Geschichte vom Deutschen, dem sein eigenes Land zu klein geworden ist und nach größeren Möglichkeiten sucht. Warum bist du denn dort geblieben? Denkst du, deine Karriere wäre in Deutschland nicht möglich gewesen?

Ich bin hier geblieben weil meine Lehrer gesagt haben das ich mal nach LA gehen sollte, denn ich haette eine gute Chance mit dem was ich kann. Das dies dann irgendwann bedeutet sollte das ich meine eigene Musik produziere und die dann auch noch Metal und Prog ist das haette ich niemals gedacht.

Diese Dinge waeren sicherlich nicht geschehen wenn ich wieder nach Deutschland gegangen waere, aber das bedeutet gar nichts. Gute Musik kann man ueberall machen und da geht in Deutschland sehr viel ab. Fuer mich hat's einfach hier geklappt und ich hatte Glueck. Ich bin sicherlich nicht besser als sehr viele andere die das machen was ich mache, ich war einfach am richtigen Ort zur richtigen Zeit.

Frameshift, „13 days“ und Deine Solo-Sachen sind astreine Studioprojekte, die sich z.T. auf der Bühne wohl auch kaum umsetzen lassen dürften. Du scheinst Dich im Studio eher wohl zu fühlen und dem Live-Sektor nicht ganz so viel abgewinnen zu können...

Es waere schon geil den Kram mal Live zu spielen, aber dafuer fehlt mir die Zeit und das Geld, den sowas kostet viel Kohle...ich muesste eine Band mit guten Musikern anheuern. Ich habe noch einige Platten zu machen bevor ich mal Pause machen kann und dann sehen wir mal weiter.

Du machst ja überhaupt relativ viel gleichzeitig/parallel (Chain/Solo/Frameshift) und hast in den letzten Jahren einen enormen Output gehabt. Kann man als Musiker heute nur von der Musik leben, wenn man eine solche Schlagzahl an den Tag legt und in mehreren Bands spielt? Ist deiner Meinung nach das Zeitalter der klassischen Band abgelaufen?

Fuer mich ja. Ich arbeite primaer alleine und das funktioniert. Ich habe in den letzten drei Jahren 6 Alben veroeffentlicht und die sind alle recht gut angekommen aber davon leben kann ich immer nocht nicht. Ich hoffe sehr das Babysteps, die doppel CD Rock Oper, die hoffentlich dieses Jahr fertig wird, das ein bisschecn aendern wird.

Es werden zwei CD's mit ueber 140 Minuten Musik und ein paar netter Gaesten...

Singers:
Matt Cash - Chain / Frameshift
Jody Ashworth - TSO
Jill Gioia - TSO
Michael Sadler - SAGA
James LaBrie - Dream Theater
Maya Haddi

Guest Musicians:
Al Pitrelli - Savatage / TSO
Ian Chrichton - SAGA
Jim Gilmour - SAGA
Alan Morse - Spocks Beard
David Ragsdale - Kansas
John Zahnder - John Oliva's Pain
etc...

Siehst Du die Gefahr, daß viele Fans dir nicht folgen können/wollen durch die vielen verschiedenen Projekte, die du machst?

Absolut, das ist ein Problem und ich weiss nicht so ganz wie wir das beheben werden. Ich habe so viele Ideen und die sind nicht immer im Prog oder Metal also waere es nicht angebracht das alles unter dem selben Namen laufen zu lassen. Momentan arbeite ich mit Matt Cash an einer modernen Country / Rock Platte und danach machen wir ein Punk-Rock Album. Es gibt einfach sehr viel das ich noch machen will und das passt nicht alles unter einen Namen.

Was läuft denn besser für dich: Frameshift oder Chain? Warum?

Chain ist weniger Stress weil weniger Geld im Spiel ist und die Dealines mehr offen sind weil ich mich nicht nach dem Terminkalender einen bekannten Saengers richten muss. Finanziell...kein Plan...hoffentlich Frameshift, ich habe grosse Hoffnungen fuer die neue Platte. Spass machen beide Projekte und am Ende ist es fuer mich das selbe...ich bin im Studio und mache Mucke...

Wenn ich die Sache richtig sehe, bist du noch keine 30, hast aber schon echt viel gemacht und mit einigen Größen der Szene gearbeitet. Welche Ziele hast Du denn noch für die nähere Zukunft?

Ich denke nicht sehr weit voraus...ich habe ein paar CDs die ich machen will...wie Babysteps oder die Punk Scheibe und dann vielleicht einen neue Frameshift Platte, aber ich werde nicht immer Metal machen....da muss ich mal von weg und dann vielleicht wieder zurueck zum heavy Zeugs. Ich weiss auch nicht ob ich immer Musik machen will...ich meine...es ist geil und ich hab sehr viel Spass, aber momentan verbringe ich 50% meiner Zeit damit Interviews zu geben und ueber meine Musik zu reden anstatt sie zu machen. Ich verstehe das das notwendig ist, aber wenn das von jetzt an fuer jede CD so gehen wird weiss ich nicht wie lange das Spass machen wird. Das ist echt nichts gegen Dich oder die Magazine oder die Radio Shows, aber ich habe diese Fragen jetzt schon so oft beantwortet das ich echt nicht mehr weiss wie ich's noch anders formulieren kann. Leute wie Sebastian leben fuer den Presserummel und lieben es im Spotlight zu stehen...ich weiss nicht so ganz ob das mein Ding ist. Ich hoffe das es in den naechsten paar Jahren gut laeuft und dann mal sehen was ich mache.

Du hast in den USA Musik studiert. Warum hast du dich für diesen nicht unbedingt alltäglichen Weg entschieden, statt direkt als Künstler zu starten und worin siehst du den Gewinn, den du aus diesem Studium gezogen hast?

Ohne mein Studium koennte ich meinen Job nicht machen. Ich bin ein Arranger und das habe ich in Berklee gelernt. Jedes mal wenn ich ein Instrument anfasse dann benutze ich Dinge, die ich gelernt habe und die fliessen in die Musik ein. Ich kann sehr schnell arbeiten weil ich die Arrangement Techniken gelernt habe und weiss wie ich das was ich in meine Kopf hoere umsetzen kann. Keine Schule kann die Ideen in den Musiker bringen, aber training hilft das was man hoert rauszukriegen. Wenn ich einen Song hoeren und es ist ein Killer Song und der wird mir nur mit Acoustic Klampfe vorgespielt dann hoere ich das komplette Arrangement in meinem Kopf...jetzt ist die Frage wie man das rausbekommt und das Studium hilft das dann auch umzusetzen.

Wen und was dürfen wir denn auf dem nächsten Frameshift-Album erwarten?

Es koennte haerter werden...Industrial...mit 'ner Dame. ODER...sehr intim singer/songwriter Musik eventuall mit Michael Sadler. Es gibt viele Optionen. Eins ist klar, die naechste Platte wird mit dieser nicht viel zu tun haben. Es geht immer um den Saenger und das zu schreiben was den Saenger am besten klingen laesst.

Gibt’s noch etwas, das Dir wichtig ist, was Du loswerden möchtest?

Eija....danke erst mal fuer's lesen hier. Was viele Rockstars nicht raffen ist das Ihr, die Fans, uns anstellt. Ohne euch wuerden wir keinen Job haben und wenn Ihr die Musik nicht geil finden wuerdet und dafuer Geld ausgeben wuerdet koennte ich die Musik nicht machen...also im Endeffekt seid Ihr mein Boss und das kann man gar nicht anders sehen. Es stinkt mich echt an wenn die Stars sich nicht mit den Fans beschaeftigen und denken sie waeren bessere Menschen als wir. Last mich bitte NIE so werden. Ihr koennt mir immer eMails schreiben und auf mein Message Board gehe wo ich auf alles Antworte. Meine eMail adresse ist auf meiner website www.henningpauly.com. Ich bin auch nur so'n Typ wie jeder andere auch und das soll so bleiben. Bitte tretet mir in den Arsch wenn sich das jemals aenderen sollte und gebt mir einen Reality Check !!!